Beim Netzwerktreffen „Wiesbaden International“ am Mittwoch, 19. November, stand der fachliche Schwerpunkt Sicher Reisen und Schutzkonzepte in der internationalen Jugendarbeit im Mittelpunkt. Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Organisationen und Träger zogen in der Jahresrückschau Bilanz über die Aktivitäten 2025 und diskutierten die praktischen Folgen neuer gesetzlicher Vorgaben.
Zahlen und Schwerpunkte des Jahres 2025
Im Laufe des Jahres fanden 27 internationale Begegnungen und Auslandsaufenthalte statt, an denen etwa 800 Jugendliche aus Europa und darüber hinaus teilnahmen. Mehr als 30 Auszubildende sammelten Praktikumserfahrungen im Ausland. Die Projekte deckten eine breite Themenpalette ab. Demokratiebildung war eines der am häufigsten gewählten Schwerpunktthemen. Teilnehmende betonten, dass sie beteiligt und gehört werden wollen und Verantwortung für Verständigung und Teilhabe übernehmen möchten.
Neues Gesetz verpflichtet zu Schutzkonzepten
Ein zentrales Thema des Treffens war das Gesetz zur Stärkung der Strukturen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen, das am 1. Juli 2025 in Kraft trat. Es verpflichtet alle Organisationen, die mit jungen Menschen arbeiten, verbindliche Schutzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen. In Wiesbaden wurde in diesem Jahr ein Rahmenschutzkonzept für die offene Kinder und Jugendarbeit erarbeitet. Die Herausforderung besteht nun darin, vergleichbare Strukturen für internationale Begegnungen und Reisen zu entwickeln und an die besonderen Rahmenbedingungen grenzüberschreitender Zusammenarbeit anzupassen.
Besondere Anforderungen der internationalen Arbeit
Internationale Jugendarbeit verlangt zusätzliche Schutzmaßnahmen. Diese müssen in Kooperation mit Partnern im Ausland gelten, kulturelle Unterschiede im Kinderschutz berücksichtigen und an lokale Gegebenheiten angepasst werden. Für die Praxis sind klare Verhaltensregeln, transparente Zuständigkeiten, gründliche Vorbereitung und verlässliche Zusammenarbeit zwischen den Organisationen erforderlich. Im Netzwerk verfügen einige Partner bereits über umfassende Schutzkonzepte, andere stehen noch am Anfang des Prozesses. Das Treffen diente dazu, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Standards weiterzuentwickeln.
Praxiswerkzeug und Jahresaktivitäten
Als fachlichen Input stellte Stefan Beckmann, Projektentwickler der Safeguarding Toolbox, ein praxisnahes Instrument vor. Die Toolbox ist speziell auf Schutzkonzepte in der internationalen Jugendarbeit zugeschnitten und liegt bereits in vier Sprachen vor. Teilnehmende des Netzwerks hoben hervor, dass die Übersetzung fachlicher Anforderungen in praxistaugliche Werkzeuge die Umsetzung von Schutzmaßnahmen erleichtert.
Weitere vorgestellte Aktivitäten des Jahres umfassen die Messe Hessen total International am 8. November im Rathaus, die zahlreichen Jugendlichen aus der Region Informationen zu internationalen Wegen und Programmen bot. Die Eurodesk Ausstellung war über ein halbes Jahr an drei Standorten zugänglich und erreichte mehrere Hundert junge Menschen. Im Oktober fand eine gemeinsame Informationsveranstaltung mit dem Hessischen Kultusministerium statt, an der 21 Teilnehmende über europäische Förder und Unterstützungsmöglichkeiten informiert wurden.
Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher würdigte das Engagement der Netzwerkpartnerinnen und Netzwerkpartner und betonte die Bedeutung verlässlicher Schutzkonzepte. Sie sagte, junge Menschen machten deutlich, wie wichtig ihnen Mitbestimmung, Offenheit und Respekt seien, und internationale Begegnungen böten die Chance, diese Haltung praktisch zu leben. Abschließend dankte sie den Beteiligten dafür, dass internationale Jugendarbeit in Wiesbaden lebendig bleibe und Jugendlichen Erfahrungen von Vielfalt, Solidarität und Zusammenhalt ermögliche.
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