Die Gemeindewerke Großkrotzenburg haben sich für eine Lieferung von Fernwärme durch die Stadtwerke Hanau entschieden. Der Aufsichtsrat nahm am 24. November ein überarbeitetes Angebot zum Fernwärmevorbezug an. Die Versorgung soll zum 1. März 2026 auf die Hanauer Anlagen umgestellt werden.
Entscheidung und Zeitplan
Mit dem Beschluss des Aufsichtsrats wurde der Weg für die künftige Wärmeversorgung der Gemeinde formell freigemacht. Großkrotzenburgs Bürgermeisterin Theresa Neumann bezeichnete den Wechsel als eine bedeutende Entscheidung für die Fernwärme und dankte zugleich für die konstruktiven Verhandlungen zur Sicherstellung der künftigen Versorgung.
Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky erklärte, Hanau werde künftig Fernwärme nach Großkrotzenburg liefern. Die Geschäftsführerin der Stadtwerke Hanau, Martina Butz, betonte, die Umstellung garantiere eine dauerhafte und sichere Versorgung mit energieeffizienter Wärme und wahre die rechtlichen Voraussetzungen für die Kundinnen und Kunden.
Technische Grundlagen und Dekarbonisierung
Jahrzehntelang bezog Großkrotzenburg Abwärme aus dem Kraftwerk Staudinger. Mit dem gesetzlich festgelegten Kohleausstieg kann diese Bezugsquelle künftig nicht mehr in gleicher Weise genutzt werden. Kohlekraftwerke dürfen nach dem neuen Regime nur noch in Ausnahmesituationen zur Netzstabilisierung einspringen.
In Hanau wurde in den vergangenen Jahren der Umbau der Wärmeversorgung vorangetrieben. Auf dem Areal der ehemaligen Kaserne in Großauheim entstand in Kooperation mit dem Energieversorger Mainova ein Blockheizkraftwerk. Drei wasserstofffähige Motoren bilden den Kern der Anlage. Nach Angaben von Martina Butz lässt sich mit der Inbetriebnahme großer Teile von Hanau und nun auch Großkrotzenburg erstmals CO2 neutral mit Wärme versorgen.
Als weiterer Baustein für die Dekarbonisierung ist geplant, die Abwärme des benachbarten Rechenzentrums von Data4 über Großwärmepumpen zu nutzen. Zudem verbessert der sehr gute Primärenergiefaktor der Stadtwerke Hanau die energetische Bewertung des Netzes in Großkrotzenburg und stärkt dessen Zukunftsfähigkeit.
Preise, Vertragsfragen und Ausblick
Die Gemeindewerke erwarten durch die Umstellung eine Entlastung für ihre Kundinnen und Kunden, sehen darin aber nur einen ersten Schritt. Martin Müller, Geschäftsführer der Gemeindewerke Großkrotzenburg, machte deutlich, dass die Preise in Großkrotzenburg wegen verschiedener struktureller Belastungen derzeit höher liegen als in Hanau. Der Vorbezug könne deshalb nur eine kleine Entlastung sein.
Beide Seiten sprechen weiter über mögliche Synergien. Genannt wurde unter anderem eine koordinierte Betriebsweise des vorhandenen Pufferspeichers im Zusammenspiel mit dem Hanauer Blockheizkraftwerk. Die Stadtwerke Hanau wollen die Gemeindewerke bei der Umstellung des Preisgefüges und bei der kommunalen Wärmeplanung unterstützen.
Künftig erfolgt die Lieferung als gesicherte Leistung aus Hanauer Anlagen. Vertragliche Details zu Laufzeiten, flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten und Preisgleitklauseln sollen zeitnah abschließend abgestimmt werden.
Vertreter beider Kommunen sehen in dem neuen Versorgungskonzept einen verlässlichen und nachhaltigen Weg in die Wärmeversorgung der Zukunft, von dem auch die Bürgerinnen und Bürger von Großkrotzenburg profitieren sollen, so Oberbürgermeister Kaminsky.
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